Qi (chinesisch) oder Ki (japanisch) beschreibt in der ostasiatischen Philosophie die Lebensenergie. Aus Qi wurden die Urkräfte Yin und Yang geboren. Qi selbst wurde aus dem großen Nichts, dem Dao, geboren.
Qi ist Energie und Materie zugleich. Alles im Universum resultiert aus den Bewegungen von Qi. Das Entstehen und Vergehen bedeutet Wandel und Bewegung des Qi. Qi selbst ist unvergänglich. Qi lässt sich als energetische Konstellation verstehen. Wenn es sich zu einer Form ballt, nennt man es Xing (Gestalt, Körper). In der traditionellen chinesischen und japanischen Medizin wird der Begriff Qi verwendet, um eine energetische Wirkung mit bestimmter Zielrichtung zu erklären. Auf der Beherrschung von Qi beruhen auch alle asiatischen Meditations- und Kampftechniken wie Tai-Chi, Qi Gong, Aikido und Judo.
Ein harmonischer, starker Qi-Fluss im menschlichen Körper äußert sich in Vitalität und Gesundheit. Blockaden im Energiesystem verursachen Krankheiten, daher sind alle fernöstlichen Gesundheitssystem darauf bedacht, die Lebenskraft Qi zu stärken und zu erhalten. Grundsätzlich gilt, dass wir mit so viel Qi geboren werden, um 100-130 Jahre alt zu werden, wenn wir das uns gegebene Qi nicht übermäßig verbrauchen und es sinnvoll "pflegen". Im menschlichen Körper fließt Qi vor allem im Kreislauf der Meridiane (Energieleitbahnen) und manifestiert sich im Körper ebenso wie in geistigen Prozessen. Qi ist ständig in Bewegung. Schwellungen und Schmerzen sind ein Zeichen einer Qi-Blockade. Während einer schweren Erkrankung oder im Alter wird das Qi reduziert und die Lebensprozesse verlangsamen.
Die wichtigsten Funktionen des Qi im menschlichen Organismus
Qi ist die Quelle aller Bewegung im Körper - willkürliche Bewegung, unwillkürliche Bewegung (z. B. der Herzschlag), geistige Aktivität, Wachstum und alle allgemeinen Entwicklungsprozesse.
Qi schützt den Körper vor krankmachender Energie (bioklimatische Faktoren, Viren, Bakterien etc.).
Qi ermöglicht die Umwandlung von aufgenommener Nahrung und von Atemluft in Körpersubstanzen wie auch die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten.
Qi reguliert die Bewahrung von Körpersubstanzen und Organen.
Qi erwärmt den Körper und reguliert die Körpertemperatur.
Qi sorgt für die Verteilung und Zirkulation des Blutes. Qi ist der "Oberbefehlshaber" des Blutes. Qi und Xue (Blut) fließen immer zusammen.
Kann Qi in seinen Bahnen ungehindert fließen und wird nicht maßlos verbraucht, so entfaltet sich das Leben harmonisch und wir erfreuen uns körperlicher und emotionaler Gesundheit. Blockierte Energien führen zu Disbalancen und Krankheiten.

Arten des Qi
Die verschiedenen Formen, unter denen Qi auftritt, haben spezifische Funktionen. Jedes Qi im menschlichen Körper entsteht aus dem Jing (materielle Lebensessenz), dem Qi der Atemluft und aus den Teilen, die der Nahrung entzogen werden. Im Körper werden diese Elemente verbunden und auf ihren Aufgabenbereich zugeschnitten.
Yuan Qi - Energien des früheren Himmels
Yuan Qi bezeichnet die Lebenskraft, die wir von unseren Eltern bereits vor der Geburt erben. Diese Art des Qi hat seinen Ursprung im Funktionskreis der Niere. Yuan Qi regelt alle grundlegenden Lebensläufe des Menschen (Geburt, Wachstum, Altern, Tod). Ist das Yuan Qi erschöpft, so bedeutet das Ende des Lebens.
Yuan Qi ist die grundlegendste Form von Qi. Es ist die bewegende Kraft in allen Dingen. Das Yuan Qi ist das Jing, welches in Qi umgewandelt wird, um seine dynamische Funktion ausüben zu können. Oft wird das Yuan Qi als das Yuan Yang bezeichnet und gilt als das Yang selbst und bildet den Ursprung aller dynamischer Formen von Yin und Yang.
Zong Qi - das Qi der Mitte
Das Zong Qi hat seinen Sitz im Brustkorb und wird auch das ancestrale Qi genannt. Es ist eine Art Treibstoff, das den Funktionskreis der Lunge nährt und ihn befähigt, die Atmung zu lenken. Außerdem gewinnt er damit seine vornehmste Aufgabe: die Steuerung des Qi im ganzen Körper. Zong Qi nährt aber auch das Herz und befähigt es zur Kontrolle des Xue (Blut) und der Gefäße. Es ist verantwortlich dafür, dass das Xue überhaupt bewegt wird und damit für den Pulsschlag. Das Zong Qi ist auch für die Sprache und die Stimme zuständig. Die Sprache ist dem Funktionskreis des Herzens zugeordnet, während die Kraft der Stimme Ausdruck des Funktionskreises der Lunge ist. Schließlich ist das Zong Qi auch der Motor, der das Xue in die Extremitäten bringt.
Zhen Qi-Energien des späteren Himmels
Das Nachgeburtliche Qi oder auch das Wahre Qi (Zhen Qi) beschreibt die Energien, die wir aus der Atemluft und der Nahrung gewinnen. Der Yang-Aspekt des Zhen Qi ist das Wei Qi (Abwehr-Qi), der Yin-Aspekt das Ying Qi (Ernährendes Qi).
Das Abwehr-Qi (Wei Qi)
Wei Qi dient als Schutz vor krankmachenden Faktoren wie Klima, Toxine, Bakterien usw. Zudem sorgt das Wei Qi dafür, dass die Körperoberfläche gewärmt wird und reguliert die Schweißbildung. Tagsüber bewegt sich das Wei Qi an der Körperoberfläche, nachts schützt es die inneren Organe. Wei Qi lässt sich dem Yang-Aspekt des Zhen Qi zuordnen. Im Verständnis der modernen westlichen Medizin hat das Wei Qi mit dem Immunsystem zu tun - ist das Wei Qi geschwächt, sind wir anfälliger für Infekte. Ausserdem reguliert das Wei Qi unseren Schlaf. Wenn sich das Wei Qi nach innen bewegt, ermüdet man und geht schlafen. Die Auswärtsbewegung des Wei Qi weckt uns aus dem Schlaf.
Das Nährende Qi - Ying Qi
Das Ying Qi ist die reine und klare Energie, die aus der Nahrung und der Atemluft gewonnen wird, in den Meridianen und Gefässen zirkuliert und die Organe und Gewebe ernährt. Ying Qi ist eng an das Xue gebunden. Wegen seiner nährenden Aufgabe ist Ying Qi ein Yin-Aspekt des Qi.
Bildung des Qi
Für all die zuvor genannten Funktionen des Qi wird Energie benötigt. Aus der Nahrung und der Atemluft werden Energien extrahiert und dem Organismus verfügbar gemacht.
Alles Qi im menschlichen Organismus hat einen dreifachen Ursprung:
ein Erbanteil, der aus dem Jing der Eltern stammt und in den Nieren gespeichert wird;
aus der Nahrung
aus der Atemluft
Voraussetzung für einen funktionierenden Stoffwechsel ist die Kraft der Niere. Magen und Milz (unterstützt von Gallenblase und Leber) sorgen für die Extraktion der reinen (bioverfügbaren) Anteile der Nahrung. Die Lunge wiederum gewinnt aus der aufgenommenen Atemluft die reinen Anteile selbiger.
Da Qi
Aus der Atemluft gewonnene Energie
Gu Qi
Aus der Nahrung gewonnene Energie.
Gu Qi kann vom Körper nicht direkt verwendet werden kann, bildet aber die Grundlage der raffinierteren Formen von Qi. Daher wird der Ernährung in der asiatischen Heilkunde besondere Bedeutung beigemessen. Laut TCM schwächen Rohkost und Fasten das Qi.
Da Qi und Gu Qi vereinigen sich im Funktionskreis der Lunge zum Zong Qi.
Aus dem Da Qi und Gu Qi wird das nachgeburtliche Qi gebildet, das uns schützt (Wei Qi) und nährt (Ying Qi).
Um das Qi zu nähren und zu regenerieren sind vor allem eine gute Atemfunktion und saubere, sauerstoffreiche Luft von Bedeutung, eine gute Verdauungsfunktion, gesundes, energiereiches Essen, genügend Schlaf und Erholung, Freude und Zufriedenheit im Leben.